Am Branchentag von Avenergy Suisse vom 31. Oktober 2023 stand die Revision des CO2-Gesetzes im Zentrum, welche aktuell im Nationalrat behandelt wird. Diese Vorlage wird der Treibstoffbranche neue Pflichten auferlegen und bisherige verschärfen. Die Rede ist von der bekannten Kompensationspflicht, der neuen Pflicht zur Überführung erneuerbarer Strassentreibstoffe in den steuerrechtlich freien Verkehr, sowie der SAF-Beimischpflicht bei den Flugtreibstoffen.
In seiner Einführung stellte Geschäftsführer Roland Bilang eine Milchbüchleinrechnung an: «5 + 3 + 5 Rappen + 8.1% Mehrwertsteuer ergibt 14 Rappen». Er kritisierte damit das falsche Versprechen der Politik, dass das nächste CO2-Gesetz, das aktuell vom Nationalrat behandelt wird, an der Zapfsäule keinen zusätzlichen Preisaufschlag verursachen werde. Avenergy-Präsident Daniel Hofer stellt das Kosten/Nutzenverhältnis des CO2-Gesetzes generell zur Diskussion. Er wies unter anderem darauf hin, dass stets neue behördliche Regulierungsmassnahmen dem Klima nicht helfen. Vielmehr benachteiligen sie kleinere Unternehmen, die zunehmend unter der Last des unproduktiven Administrationsaufwandes leiden. «Schliesslich wird auch das nächste CO2-Gesetz zu einer Verteuerung des Treibstoffs beitragen. Das heisst, die Konsumentinnen und Verbraucher bezahlen dafür die Rechnung», so Hofer. Auch andere Referenten thematisierten die Kosten des Klimaschutzes. Reto Burkard vom Bundesamt für Umwelt BAFU erachtet die Preisdeckel von jeweils 5 Rappen pro Liter Treibstoff, die das Parlament sowohl für die Erfüllung der Kompensations- wie auch der Überführungspflicht festschreiben will, nicht als zielführend. Dies bestätigte Marco Berg von der Kompensationsgemeinschaft KliK. Er legte dar, dass allein die Kompensationspflicht ab nächstem Jahr mit 8 Rappen pro Liter zu Buche schlagen wird. Ein weiteres neues und kostentreibendes Element auf der Palette der Klimaschutzinstrumente wird der Herkunftsnachweis für erneuerbare Brenn- und Treibstoffe sein. Lukas Groebke von der Pronovo AG legte den Stand des Projektes dar, das im Verlaufe des nächsten Jahres in die Pilotphase eintreten soll. Während der anschliessenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Reto Brennwald kamen denn auch die Bedenken der Unternehmen zum Ausdruck hinsichtlich des zeitlichen und finanziellen Aufwands, der mit der Einführung dieses Systems verbunden ist.
Die zweite Hälfte des mit über 120 Gästen gut besuchten Branchentages galt der Luftfahrt. Emanuel Fleuti vom Flughafen Zürich erläuterte die Massnahmen des Hubs, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Im Betrieb am Boden werden gute Fortschritte erzielt, der Einfluss auf den eigentlichen Flugbetrieb ist seitens des Flughafens allerdings beschränkt. Dieser Aspekt wurde von easyJet Switzerland-Chef Jean-Marc Thévenaz ausführlich behandelt. Für diese Fluggesellschaft stellt nebst den Sustainable Aviation Fuels (SAF) Wasserstoff als Flugtreibstoff eine intensiv geprüfte klimaneutrale Alternative für Jet-A dar. Dass die Produktion von SAF auch in der Schweiz in Kürze Fahrt aufnehmen wird, ging aus dem Referat von Luca Schenk von Helvoil SA hervor. Das Unternehmen wird im Unterwallis in den nächsten Jahren substanzielle Mengen an HVO herstellen. Dass auch die Luftwaffe der Schweizer Armee daran grösstes Interesse hat, um die Klima-Vorgaben des Bundes zu erfüllen, ging aus der Präsentation von Christian Messerli vom Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS deutlich hervor.