Der deutliche Preisanstieg für Erdöl in den ersten Tagen des neuen Jahres wird von vielen Experten als kurzfristiges Phänomen betrachtet. Langfristig gehen sie noch immer von einer Überversorgung im Jahr 2025 aus und sehen die Preise niedriger als im Vorjahr.
In naher Zukunft könnte aber zunächst angesichts der US-Sanktionen gegen Iran und Russland das Angebot fallen, sofern sich US-Präsident Trump für eine striktere Einhaltung der Handelsbeschränkungen stark macht. Eine erste Entscheidung in dieser Richtung wurde jüngst in China bekannt gegeben, wo eine Reihe wichtiger Häfen Öltanker verbannen will, die von den USA mit Sanktionen belegt sind. Aktuell kommt das kalte Wetter in den USA hinzu, das sowohl auf Angebots- als auch Nachfrageseite wirkt und die Preise kurzfristig stützt. Die neusten US-Ölbestandsdaten haben ebenfalls eine eher preisstützende Wirkung, wenngleich man diese wegen des Jahreswechsels mit Vorsicht zu geniessen hat. Langfristig allerdings erwarten Analysten für 2025 weiter eine Überversorgung. Man rechnet damit, dass das Angebotswachstum das Nachfragewachstum in diesem Jahr um 485 Tausend Fass pro Tag übersteigt. Zu berücksichtigen ist unter anderem, dass die Steigerung der amerikanischen Ölproduktion zu Trumps wichtigsten Wahlkampfversprechen gehört. Drei Millionen Fass pro Tag wolle man zusätzlich fördern als Beitrag zur Inflationsbekämpfung und zwecks Senkung der Benzinpreise an amerikanischen Tankstellen, sagte etwa der designierte Finanzminister Scott Bessent. Die USA produzieren bereits heute mehr als 13 Millionen Fass Öl pro Tag, mehr als je zuvor und auch mehr als Saudi-Arabien oder Russland.