Seit rund 3 Wochen befinden sich die Ölpreise tendenziell im Aufstieg. Gestützt wurden sie zuletzt vor allem durch die strengen Iran-Sanktionen der USA, sowie die drohenden US-Strafzölle gegen Käufer von venezolanischem Öl.
Selbst wenn die längerfristigen Auswirkungen von Washingtons Idee, Käufer von venezolanischem Öl mit Strafzöllen zu belegen, noch nicht abzusehen sind, hat die Massnahme doch schon einmal für zwei Dinge gesorgt: Chaos und daraus resultierende Unsicherheit. Diese schlägt sich offenbar im Ölhandel zwischen Venezuela und einem seiner wichtigsten Kunden China nieder. China ist schon seit Jahren Venezuelas grösster Abnehmer von Rohöl und importiert täglich um die 500 000 Fass an Rohöl und Produkten. Damit gehen etwa 55 Prozent der gesamten Exporte des südamerikanischen Landes in die Volksrepublik. Während China die US-Sanktionen gegen Venezuela bisher nicht anerkannt hat und unbeirrt Öl importierte, scheinen die Zolldrohungen nun die von Washington gewünschte Wirkung zu entfalten. Am Ölmarkt könnte dies zu einer spürbaren Verknappung der Angebotslage führen, die die Preise stützen würde.
Die Ölbörsen wurden in dieser Woche zusätzlich durch Anzeichen einer robusten Nachfrage in den USA, dem grössten Ölverbraucher der Welt, gestützt. So zeigte nicht nur der DOE-Bestandsbericht am Mittwoch einen stärker als erwarteten Rückgang der Rohölvorräte, auch die Konjunkturdaten aus den USA waren in den letzten Tagen deutlich besser ausgefallen als befürchtet. Damit wird die Angst vor einem wirtschaftlichen Kollaps infolge der aggressiven Zollpolitik aus Washington wieder etwas kleiner und auch die Sorge um die US-Ölnachfrage lässt nach.
Trotzdem: Wie sich die vielen von Trump angekündigten Zölle und die daraus resultierenden Handelskriege mittel- und langfristig auswirken werden, lässt sich schwer vorhersagen. Die Gefahr eines wirtschaftlichen Abschwungs bleibt ein reales Szenario. Infolgedessen rechnen Analysten nicht damit, dass die jüngsten Zuwächse bei den Ölpreisen im gegenwärtigen Umfeld von Dauer sein werden.