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Der plötzliche Unterbruch der Rheintalbahn stellte die Erdölbranche vor eine gewaltige Herausforderung. Die Versorgung war jederzeit gewährleistet.

Zwischen dem 12. August und dem 1. Oktober 2017 konnten keine Züge mehr die wichtigste Strecke der Verkehrsachse Rotterdam-Genua befahren. Insgesamt sind dort täglich bis zu 200 Güterzüge unterwegs. Grund für diesen Unterbruch waren Tunnelbauarbeiten bei Rastatt (D), die eine Gleisabsenkung zur Folge hatten.

Deutschland ist für die Schweiz der Hauptlieferant von Erdölprodukten. Mehr als ein Viertel der Produkte wird per Bahn aus dem Nachbarland eingeführt, vor allem Autobenzin und Flugpetrol. Ein wesentlicher Teil dieser Importe erfolgt über die betroffene Strecke. Plötzlich stand sie ab dem 12. August 2017 nicht mehr zur Verfügung.

Die Erdölversorgung der Schweiz war aber trotzdem dank grosser Anstrengungen der Erdöl- und Logistikbranche während der gesamten Dauer des Unterbruchs gewährleistet. Die Schweiz verfügt über diversifizierte Versorgungskanäle für Erdöl und Erdölprodukte: Die Inlandraffinerie und Importe aus verschiedenen Herkunftsländern, über verschiedene Importwege und mit verschiedenen Transportmitteln erhöhen die Versorgungssicherheit.

«Die Zusammenarbeit innerhalb der Branche hat gut funktioniert, sodass die Pflichtlager nicht angezapft werden mussten», Lucio Gastaldi, Leiter der Geschäftsstellen Energie & Industrie des BWL

Da die Raffinerie Cressier geringe Mengen Flugpetrol herstellt, sind die Importe bei diesem Produkt besonders wichtig. 2016 wurden über 97% des Bedarfs importiert, mehr als 70% der Einfuhren erfolgten per Bahn aus Deutschland. Diese Mengen dienten vor allem der Versorgung des Flughafens Zürich. Die Flughäfen Basel und Genf werden in der Regel aus Frankreich beliefert, Genf zum grössten Teil via Produktepipeline.

Philipp Bircher, Mediensprecher des Flughafens Zürich, erklärt zu den Auswirkungen: « Den Bahnunfall bei Rastatt haben wir durchaus gespürt.» Dank einer guten Disposition und guten Puffer/Reserven konnte jedoch auf eine Pflichtlagerfreigabe verzichtet werden.

Umlagerung auf die Schifffahrt

Die Rheinschifffahrt spielte bei der Bewältigung des Ereignisses eine besondere Rolle. Im September meldeten die Basler Rheinhäfen, dass sich der Bahnunterbruch Rastatt zusammen mit der Erhöhung der CO2-Abgabe in der Schweiz positiv auf das Geschäft auswirken würde:

«Für die zweite Hälfte des Jahres wird mit einem deutlichen Anstieg gerechnet. Dies liegt an der Bahnsperrung, die natürlich auch die Transporte von Diesel, Benzin, Heizöl oder Flugbenzin aus den Niederlanden und deutschen Raffinerien nach Basel betrifft.»

In der Tat wurde im August und September 2017 auf dem Rhein doppelt so viel Benzin aus Deutschland befördert als im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor, insgesamt rund 130‘000 Tonnen oder etwas mehr als ein Rheinschiff pro Tag. Und während 2016 in diesem Zeitraum keine Transporte von Flugpetrol per Schiff erfolgten, waren es dieses Jahr rund 23‘000 Tonnen, was ca. 11% aller Importe aus dem Norden oder 9,5% des Bedarfs des Flughafens Zürich entspricht.

Neben einem grösseren Umschlagvolumen bei den Basler Rheinhäfen haben auch Bahnumfahrungen eine Rolle gespielt. Die SBB erklären diesbezüglich: «Ein grosser Teil der Züge konnte über Strecken durch Deutschland, Österreich und Frankreich umgeleitet werden.»

Dennoch zeigt der Vergleich mit der Vorjahresperiode, dass im August und September 2017 die Bahnimporte aus Deutschland beim Flugpetrol um knapp 10% und beim Benzin um rund 55% eingebrochen sind.

Krisenbewältigung ohne Staatseingriffe

Etwa einen Monat nach dem Bahnunterbruch zog der Bundesrat eine erste Bilanz: «Die Versorgung der Schweiz mit lebenswichtigen Gütern ist gesichert. Die private Wirtschaft ist aus heutiger Sicht selber in der Lage, das Land zu versorgen. Gemäss dem Landesversorgungsgesetz ist es Aufgabe der Wirtschaft, die Versorgung des Landes sicherzustellen. (…) Allerdings verfolgt das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung die Situation laufend in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen Branchen.»

Lucio Gastaldi, Leiter der Geschäftsstellen Energie & Industrie des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung BWL, stellt der Erdölbranche ein gutes Zeugnis aus: «Die Zusammenarbeit innerhalb der Branche hat gut funktioniert, sodass die Pflichtlager nicht angezapft werden mussten.»

 

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