Covid-19-Welle schafft Unsicherheiten – Libyens Ölproduktion steigt an. Die Opec+ steht vor einer Herausforderung.
Die geförderte Ölmenge aus Libyen wächst an. Mit der Öffnung der beiden Ölhäfen Es Sider und Ras Lanuf soll schon in den nächsten vier Wochen die Ölproduktion auf 1 Mio. B/T steigen. Das ist schneller, als die meisten Experten angenommen hatten.
In Kombination mit der geplanten Anpassung der Fördermengen, die die OPEC+ bisher für Januar 2021 vorsieht, könnten im neuen Jahr schlagartig 3 Mio. B/T mehr Öl auf den Markt gelange. Es besteht die Befürchtung vor einer Überversorgung. Die steigende Zahl an US-Ölbohranlagen befeuert diese Sorge.
Neuer Tropensturm
In der Karibik hat sich ein neuer Tropensturm mit dem Namen Zeta zusammengebraut. Der Sturm befindet sich zurzeit vor der Küste Mexikos. Er soll am Dienstag aller Voraussicht nach in den Golf von Mexiko eintreten und sich dann Richtung der zentralen Golfküste bewegen. Dabei dürfte er zum Hurrikan der Kategorie 1 werden. BP hat deshalb schon am Wochenende begonnen, erste Offshore-Anlagen zu evakuieren. Von längeren Produktionsausfällen ist nicht auszugehen.
Covid-19-Welle schafft Unsicherheiten
Während von der Angebotsseite mit mehr Öl gerechnet wird, zeigt sich die Nachfrageseite nach wie vor schwach. Vor allem die besorgniserregende Corona-Entwicklung legt sich bleiern auf die Stimmung an den Ölmärkten. Immer mehr Länder melden neue Rekordanstiege bei den Neuinfektionen und die ersten Länder in der EU haben neue Lockdowns verhängt.
Analyst Phil Flynn von der Price Futures Group sieht die Nachfrage in Gefahr: «Was uns ausbremst, ist die Ungewissheit über die Nachfrage – wann werden wir einen Impfstoff bekommen, wann werden sich die Dinge wieder normalisieren?»
Schwieriger Entscheid für Opec+
Ähnlich bewerten es auch seine Kollegen von der ANZ. «Ein Wiederaufleben der COVID-19-Fälle in Europa und Nordamerika hat die Erholung der Nachfrage gestoppt», heisst es in einer Mitteilung der Bank. «Wenn sich die Marktbedingungen verschlechtern, wird die OPEC+ keine andere Wahl haben, als die Quotenerhöhung bei ihrem Treffen am 1. Dezember um einen oder zwei Monate zu verschieben.»
Der russische Präsident Vladimir Putin deutete letzte Woche an, eine Verschiebung der Quotenlockerung sei durchaus möglich. Aus Sicht Bob Yawgers von Mizuho reicht diese Aussage allerdings nicht aus, um die Marktteilnehmer zu beruhigen. «Sie [die OPEC+] müssen ganz klar sagen: ‚Wir werden keine 2 Mio. Barrel zusätzlich auf den Markt bringen‘», meint der Analyst.
Quellmaterial: Futures-Services Mineralöldienst
26.10.2020