Der Markt ist nach wie vor von gegenläufigen Einflussfaktoren geprägt. Streiks in Frankreich, Sanktionen gegen den Iran sowie eine erwartete Produktionskürzung der OPEC+ stützen den Rohölpreis. Dagegen wirken hingegen Hurrikan Ian, ein erwarteter Preisdeckel für russische Energie, anhaltende Lockdowns in China sowie Rezessionsängste.
Im Fokus sind vor allem die Rezessionssorgen, und der damit in Verbindung stehende negative Einfluss auf die Ölnachfrage, sowie die Gegenmassnahmen der OPEC+. Chinas Lockdowns sind wohl bereits ein fester Bestandteil des Marktes, der sich offenbar damit abfindet, dass das Land nicht aus dem Dauerkrisenmodus herausfindet. Das belastet die globale Wirtschaft ebenso wie die hohe Inflation und die damit verbundenen restriktiven Massnahmen der Notenbanken.
Zinserhöhungen sollen die Inflation senken, wirken sich aber negativ auf die Konjunkturentwicklung aus, die ohnehin schon von gestörten Lieferketten betroffen ist. Ökonomen rechnen daher mit einer Rezession, die sich in den kommenden Monaten entwickeln wird. In Verbindung mit steigenden Preisen wird dies die generelle Geschäftsaktivität und Reiseaktivität reduzieren, wenn sich die Bevölkerung und Unternehmen mit Investitionen zurückhalten und Sparmassnahmen umsetzen.
Diese Aussicht belastet den Markt, auch wenn Experten eigentlich noch immer eine knappe Versorgungslage sehen. Die Befürchtung ist vielmehr, dass die Nachfrage durch den hohen Grad der Verunsicherung in ein regelrechtes Loch fällt. Von einer Produktionskürzung beim Meeting der OPEC+ am 5. Oktober ist daher auszugehen. Zu berücksichtigen ist auch, dass der Rohölbedarf mit Raffineriewartungen im Oktober sinkt und die Nachfrage zum vierten Quartal – trotz Winternachfrage – in der Regel um 0,3 bis 0,7 Mio. Fass pro Tag zurückgeht.
Bei der Frage, welcher Effekt überwiegen wird: die Kürzungen der OPEC+ oder der Nachfragerückgang ausgelöst durch die Rezession, scheint der Markt momentan davon auszugehen, dass die Kombination aus saisonalem und rezessionsbedingtem Nachfragerückgang überwiegen wird.