Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hatte an den Ölbörsen zuletzt kaum noch eine Rolle gespielt, nachdem sich die russische Ölförderung trotz zahlreicher Sanktionen als erstaunlich robust erwiesen hatte. Am letzten Wochenende änderte sich dies jedoch mit einem Aufstand der Söldnergruppe Wagner, die einen Marsch auf Moskau starteten. Zwar blieb der Aufstand kurzlebig und wurde ohne militärische Eskalation beendet, doch mit ihm ist die Frage nach der politischen Stabilität in Russland an die Märkte zurückgekehrt.
Entsprechend volatil reagiert der Ölmarkt, denn im Falle einer Verschärfung der Lage in Russland steigt auch die Risikoprämie. Am Freitagnachmittag stiegen die Rohölkontrakte entsprechend deutlich an. Dies ist laut Experten allerdings die typische Standardreaktion auf Unruhen oder Unsicherheit in einem wichtigen Förderland. Akute Auswirkungen auf die russische Ölförderung sind aktuell nicht zu erkennen. Aufgrund der «Kurzlebigkeit» des Ereignisses ist nicht mit einem signifikanten Anstieg der Ölpreise zu rechnen. Allerdings hat das geopolitische Risiko durch die interne Instabilität in Russland zugenommen, so die Analysten.
Der Machtkampf zwischen Präsident Putin und Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin wurde noch am Wochenende mit einer Vereinbarung beendet, die den Aufständischen Straffreiheit gewährt. Doch am Markt fragt man sich, wie stabil die Machtposition des russischen Präsidenten nach dieser Erschütterung ist. Jede länger andauernde Unruhe im Land könnte spürbare Auswirkungen auf die globalen Ölmärkte haben. So könnte etwa Putin im Falle weiterer Unruhen das Kriegsrecht ausrufen. Damit wären Stillstände und Arbeitsunterbrechungen an den großen Verladehäfen und Energieanlagen des Landes zu befürchten, was zu einem Stopp der Exporte von Millionen von Barrel führen könnte.