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Konstruktive Ansätze gibt es in der schweizerischen Klimapolitik zuhauf und doch schien der Widerspruch, wie man Klimaschutz und Versorgungssicherheit unter einen Hut bringen kann, nie grösser. Dies war auch den Experten bewusst, die am 27. Februar im Rahmen des traditionellen Raiffeisen-Forums in Bern über dieses Thema diskutierten – auch wenn durchaus gemeinsame Lösungsansätze durchschimmerten.

Unter dem Titel «Klimaschutz und Versorgungssicherheit: Synergien und Widersprüche» begrüsste Fabian Bilger, stellvertretender Geschäftsführer von Avenergy Suisse, die rund 30 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im Raiffeisen-Forum in der Berner Innenstadt, Unweit des Bundeshauses. 

Elektrizität als Rückgrat unserer Energieversorgung 
Den Ton für die Veranstaltung setzte ETH-Professor Konstantinos Boulouchos, Präsident der Energiekommission der Akademien der Wissenschaften, in seinem Input-Referat. Ohne grosse Umschweife peilte er den Kern des Problems an, das Energie-Trilemma: wie lassen sich eine umwelt- und klimaverträgliche Energieversorgung mit Versorgungssicherheit kombinieren, bei der drittens die Bezahlbarkeit der Energie gewährleistet bleibt? Boulouchos ist überzeugt, dass die Elektrizität zukünftig das Rückgrat unserer Energieversorgung bilden, aber nicht die alleinige Energiequelle sein wird. Als weiteres wichtiges Standbein sieht der emeritierte ETH-Professor «Chemische Energieträger» – auch bekannt unter Begriffen wie Power-to-X oder Synfuels. Sie werden insbesondere für die Produktion von Winterstrom, für die Flugwirtschaft, die Schifffahrt und für die Bereitstellung von Prozesswärme eine wichtige Rolle spielen.

Im anschliessenden Panel debattierten unter der Leitung von SRF-Bundeshaus-Chef Philipp Burkhardt neben Professor Boulouchos Nationalrat Jürg Grossen, Präsident Swissolar, Nadine Brauchli, Mitglied der Geschäftsleitung des VSE und Avenergy-Präsident Daniel Hofer. Jürg Grossen teilt die Meinung des Referenten, dass wir um die Nutzung chemischer Energieträger zukünftig nicht herumkommen werden; er zeigte sich aber auch zuversichtlich, dass diese Technologie – die richtigen Rahmenbedingungen vorausgesetzt – sehr wohl skalierbar ist. 

Geteilte Meinungen zur Kernenergie
Selbstverständlich kam die Runde rasch auf den Elefanten im Raum zu sprechen, die Kernenergie. Nadine Brauchli sieht darin kurz- bis mittelfristig kaum eine Lösung, sie verschliesst sich der Kernenergie langfristig aber nicht. Auch Professor Boulouchos, der mehrmals ein «drittes Standbein» in der Stromproduktion neben Photovoltaik und Wasserkraft anmahnte, möchte die Kernkraft nicht a priori ausschliessen – zur Lösung der dringlichen Probleme komme sie aber wohl zu spät. Hier widersprach Daniel Hofer: Kernkraft komme so oder so zurück, wenn nicht bei uns, dann im Ausland. Schliesslich brauche die Produktion von Synfuels und Wasserstoff enorme Mengen an Strom. Dies wiederum animierte den bemerkenswert optimistisch eingestellten Jürg Grossen zur Aussage, dafür werde der Überschussstrom aus der Photovoltaik ausreichen. On verra.

Als Schlusswort wiederholte Konstantinos Boulouchos sein mehrmals genanntes Bonmot der «No-Regret-Entscheidung», welches insbesondere auch in der Energiepolitik Geltung habe: Man solle nicht das Falsche tun. Nur, um dann gleich hinterherzuschieben: «Was allerdings das ganz Richtige ist, wissen wir auch noch nicht.»

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