Zum Ende der ersten Juniwoche verzeichnen die Rohölpreise im Wochenvergleich einen weiteren Rückgang. Und dies trotz der jüngsten Kommentare der wichtigsten OPEC+-Repräsentanten, der Zinssenkung der EZB und der wieder zunehmenden Hoffnung auf eine erste Zinssenkung der Fed im Herbst.
Die Ankündigung der OPEC+, dass die freiwilligen Zusatzkürzungen, die acht Länder der Allianz seit Anfang des Jahres umsetzen (oder zumindest umsetzen wollten), voraussichtlich ab Oktober zurückgefahren werden, hatte die Ölpreise bereits zum Wochenbeginn belastet.
Die in dieser Woche von der EZB beschlossene Zinssenkung um 25 Basispunkte stellte an sich ebenfalls keine Überraschung dar, sondern war von den meisten Marktteilnehmern im Vorfeld der Sitzung bereits erwartet worden. Allerdings verstärkte sie zusammen mit den erneut schwächer als erwarten Konjunkturdaten aus den USA einmal mehr die Hoffnung darauf, dass die Fed bald nachziehen könnte. Davon würde die US-Konjunktur und somit auch die Ölnachfrage der USA profitieren. Zumindest vorübergehend, denn eine zu frühe Senkung der Zinsen birgt auch die Gefahr, dass die Inflation – die die Notenbanken mit den hohen Zinsen eigentlich wieder zum gewünschten Ziel von 2 Prozent zurückbringen wollte – wieder zulegt und das ganze Spiel von vorne beginnt. Die US-Ölnachfrage lag kurz vor dem inoffiziellen Beginn der nachfrageintensiveren Fahrsaison auf einem niedrigeren Niveau als erhofft. Die Nachfrage nach Benzin und Destillaten nahm in der ersten Woche der Fahrsaison sogar ab. Die Ölbestände kletterten derweil auf den höchsten Stand seit Anfang Oktober.