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Kurzzeitig hat der Optimismus über eine vorläufige Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China für Auftrieb an den Ölbörsen gesorgt. Die übergeordneten Angebotssorgen lassen sich dadurch allerdings nicht verbergen.

China und USA hatten sich am 11. Mai darauf geeinigt, ihre gegenseitigen Strafzölle für mindestens 90 Tage zu senken. Diese Einigung trieb die Finanzmärkte, den US-Dollar sowie die Ölpreise deutlich nach oben. Die Unsicherheit darüber, was nach den 90 Tagen passiert, bleibt jedoch bestehen, was die Ölnachfrage weiterhin belasten könnte. Zudem sorgt das angekündigte höhere Angebot von OPEC+ dafür, dass der Markt in diesem Jahr mehr als gut versorgt bleiben dürfte.

Weitere Unsicherheitsfaktoren kommen aktuell wieder von geopolitischer Seite. Neue politische Unruhen in Libyen könnten recht schnell zu einer leichten Verknappung des globalen Ölangebotes führen. In der libyschen Hauptstadt Tripolis kam es diese Woche nach der Ermordung eines Milizenführers zu schweren Kämpfen. Seit Jahren kommt es in Libyen wegen politischer Spannungen immer wieder zu Schliessungen zentraler Ölfelder, zu Blockaden wichtiger Ölanlagen und teilweise zu Komplettausfällen bei den Ölexporten. Das bürgerkriegsgeplagte Land besitzt die grössten Rohölreserven Afrikas, kämpft aber seit Jahrzehnten gegen den Verfall, marode Anlagen, Misswirtschaft und politische Instrumentalisierung.

Andrerseits könnten erfolgreiche Atomverhandlungen und Friedensgespräche zu Lockerungen der Sanktionen gegen den Iran und/oder Russland führen. Aussagen des amerikanischen Präsidenten haben diese Woche die Erwartungen geweckt, dass schon bald wieder mehr iranisches Öl ganz legal auf den Weltmarkt gelangen könnte.