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Eine englische Rundfunkanstalt hat Anweisungen für die klimabezogene Berichterstattung gegeben. Wie sinnvoll ist das?

 

In der Schweiz stossen Klimaphänomene auf wachsendes Interesse. Alles deutet darauf hin, dass die Medien dem Thema in Zukunft immer mehr Aufmerksamkeit schenken werden. Dafür gibt es zweierlei Gründe.

Der erste ist, dass der Klimawandel konkreter geworden und besser greifbar ist, da er zunehmend wetterbedingte Ausnahmeerscheinungen mit sich bringe. Solche Phänomene werden die Nachrichten also immer mehr beherrschen.

Mike Schäfer, Professor für Kommunikationswissenschaften an der Universität Zürich, führt an, dass extreme Wetterereignisse zu einer verstärkten Berichterstattung über den Klimawandel beitragen.

Zweitens steht die Klimapolitik aufgrund des neuen CO2-Gesetzes im Zentrum der Aufmerksamkeit. Wie üblich, ist das Risiko der Instrumentalisierung solcher Phänomene in der parlamentarischen Phase hoch: Durch ein Heraufbeschwören von Emotionen lässt sich die öffentliche Meinung beeinflussen.

Die Medien sind bei diesem Thema keineswegs neutral. Ihre Aufgabe ist es, den Bürgern von den Beschlüssen ihrer Regierungen zu berichten und bestimmte Ereignisse in einen Kontext einzuordnen.

Die Medien und der Bergsturz von Bondo

Der Fall Bondo wurde – im Zusammenhang mit der Klimapolitik – mit zehn Artikeln in grossen Schweizer Tageszeitungen besonders thematisiert. In neun dieser zehn Artikel stellt ein Journalist oder ein Sachverständiger eine direkte oder indirekte Verbindung zwischen dem Bergsturz von Bondo und dem Klimawandel her.

Nur in einem Artikel äussert sich ein Sachverständiger vorsichtig und weist darauf hin, dass möglicherweise kein Zusammenhang besteht.

Petrosphäre hat sich beim Kanton Graubünden erkundigt, der eine Expertengruppe zur Untersuchung des Ereignisses eingerichtet hat: Mehr als ein Jahr nach dem Bergsturz kann ein direkter Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem Ereignis nicht nachgewiesen bzw. bestätigt werden. Mit anderen Worten: Die Berichterstattung entsprach – in diesem Fall – nicht den Tatsachen.

Dass Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und dem Bergsturz hergestellt wurden, obwohl es keine wissenschaftlichen Grundlagen dafür gibt, kommt für Mike Schäfer nicht überraschend: «Der Klimawandel ist ein langfristiges, für viele Menschen scheinbar lebensweltfernes und selbst nicht sichtbares Phänomen – alles Eigenschaften, die nicht gut mit den Berichterstattungslogiken von Medien harmonieren. Und vor diesem Hintergrund versuchen Journalistinnen und Journalisten oft, den Klimawandel mit konkreten Ereignissen in Verbindung zu bringen.»

Mehr Kontrolle

Selbst wenn Politiker und Lobbyisten ein grosses Interesse daran haben, sich die mit dem Klimawandel geschürte Angst zunutze zu machen, um ihre Projekte voranzutreiben, so kann man sich doch fragen, ob die Schweizer Redaktionen das Thema Klimawandel mit dem nötigen Mass an Urteilsvermögen behandeln.

In England hat die BBC ihren Journalisten zum Beispiel jüngst eine Fortbildung angeboten, um das Thema sachdienlicher zu bearbeiten. In diesem Zusammenhang macht das Nachrichtenhaus seine Haltung zum Klimawandel deutlich und räumt ein, das Thema zu oft falsch behandelt zu haben.

Die BBC räumt ein, Ereignisse dem Klimawandel zugeschrieben zu haben, obwohl hierfür keine Sicherheit bestand.

Mike Schäfer meint dazu: «Ich halte eine solche Selbstverständigung in Medienhäusern grundsätzlich für sinnvoll. Bei Themen wie dem Klimawandel gibt es nun mal eine wissenschaftliche Grundlage, und die wird vom IPCC sogar regelmässig in den Sachstandsberichten zusammengestellt. (…) Vor diesem Hintergrund kann man über den Klimawandel dann nicht berichten wie über irgendein anderes kontroverses Thema – also nach dem Motto ‹A sagt dies› aber ‹B sagt das› – weil diese vermeintlich «ausgewogene » Darstellung den Sachstand nicht wiedergibt.»

In der Schweiz haben sich die grössten Medienhäuser gegenüber Petrosphäre dahingehend geäussert, dass ihnen Qualität äusserst wichtig ist und sie ihren Verfassern bestimmte Aussagen zuweisen; einzig SRF hat allgemeine Richtlinien vorgelegt.

Angesichts der medialen Berichterstattung im Fall Bondo kann man also nur erleichtert sein, dass die politische Meinungsbildung der Bürger anderen Einflussfaktoren unterliegt.