Sprache auswählen

In der Schweiz gibt es nur eine Pipeline zum Transport von Mineralölprodukten. Petrosphäre hat deren Verlauf zurückverfolgt.

An diesem Junitag sind die Urlauber und die Mitarbeitenden der internationalen Organisationen bereit für das Boarding, während das Flugzeug in Genf mit Flugpetrol betankt wird. Der Treibstoff hat eine lange Reise hinter sich.

Diese beginnt an der Mittelmeerküste, in Fos-sur-Mer, in der Nähe von Marseille. Dort wird mithilfe einer Pumpe Flugpetrol in Richtung Schweiz befördert. Der Treibstoff beendet seine Reise schliesslich in Vernier, in der Nähe von Genf, und wird dort in die Maschinen am Flughafen getankt.

Das Flugpetrol wurde ursprünglich durch die Raffinerien in Lavéra und Fos-sur-Mer bereitgestellt, die sich beide in Südfrankreich befinden. Auf dem Weg nach Genf beliefert auch die Raffinerie in Feyzin, in der Nähe von Lyon, die Pipeline.

Das Flugpetrol wird mehr als 500 Kilometer auf französischem Boden befördert, bevor es in Saint-Julien die Grenze zur Schweiz passiert. Es folgen noch weitere 12 Kilometer in der Pipeline von Sappro, bevor das Ziel, die Verladestation in Vernier, erreicht wird. Von dort werden die Mineralölprodukte abhängig von den Bestellungen in verschiedene Lager transportiert.

Vor Ort erfolgt die Lagerung der Produkte in 99 Tanks, die sich in fünf angeschlossenen Lagern befinden. Zwischen den Lagern und der Verladestelle betreibt Sappro ebenfalls rund 11 Kilometer Leitungen.

Von Vernier wird der Treibstoff weiter per Pipeline direkt an den Flughafen transportiert, damit die Flüge durchgeführt und die Passagiere befördert werden können. Die Schienen- und Strassennetze spielen beim Transport von Produkten eine Rolle, die nicht zum Flughafen geliefert werden.

Das Personal steuert alle Ventile aus einem Kontrollraum in der Verladestelle in Vernier. Der französische Betreiber erhält Daten zur Temperatur, zum Druck, zur Dichte und zur Kolorimetrie. Ein weiteres Ventil zu Begrenzung des Drucks in der Schweiz wird ebenfalls aus Frankreich gesteuert. Gegebenenfalls kann eine Lieferung auch auf französischem Boden gestoppt werden.

Zusätzliche Kapazitäten

Im Jahr 2017 beförderte Sappro 430 000 Tonnen Heizöl / Diesel (47 %), 408 000 Tonnen Flugpetrol (44 %) und 73 000 Tonnen Benzin (8 %). Mit einer Gesamtmenge von mehr als 911 000 Tonnen schliesst das
Unternehmen an die Zahlen aus dem Jahr 2003 an. «Wir nähern uns den besten Jahren», unterstreicht Thomas Uriot, Geschäftsführer von Sappro. «Die Schliessung der Raffinerie in Collombey hat zu einer Erhöhung des Transportvolumens geführt. Und bei Bedarf verfügen wir zusätzlich über weitere Kapazitäten.»

Knapp 12 Prozent der in die Schweiz importierten Mineralölprodukte werden durch die Pipeline von Sappro befördert und mehr als 90 Prozent der französischen Importe auf diesem Wege eingeführt. Die Pipeline spielt bei der Versorgung der Genferseeregion mit Mineralölprodukten eine wesentliche Rolle.

Die 80-er Jahre gelten als das goldene Zeitalter der Pipeline, da in dieser Periode mehr als eine Million Tonnen Mineralölprodukte pro Jahr transportiert wurden. Im Verlauf des ersten Betriebsjahres der Anlage wurden ca. 670’000 Tonnen Mineralölprodukte importiert.

Mehrere Pipelines

Die Begeisterung für Pipelines in den 1960er- und 1970er-Jahren ging einher mit der Motorisierung der Gesellschaft. Mehrere Projekte wurden während dieser Hochkonjunkturphase auf den Weg gebracht. Eines dieser Projekte sah eine Verbindung zwischen dem Hafen in Muttenz am Rhein und Lagern im Kanton Zürich vor, es wurde aber nicht umgesetzt. Allerdings haben sich Pipelines insbesondere bei der Einfuhr von internationalen Lieferungen als unumgänglich erwiesen.

Die Pipeline von Sappro nahm im Jahr 1972 ihren Betrieb auf und ist die jüngste Fernleitung in der Schweiz. Drei weitere Anlagen wurden konstruiert, um Rohöl vom Mittelmeer in die Schweiz zu transportieren.

Die «Oléoduc du Rhin» war zwischen 1966 und 1997 in Betrieb und verband Genua (Italien) mit Ingolstadt (Deutschland), wo sich eine grosse Raffinerie befindet. Sie durchquerte Graubünden und folgte dann dem Verlauf des Rheins.

Gemäss verschiedenen Quellen planten die sowjetischen Geheimdienste in den 1960er-Jahren einen Angriff auf diese Pipeline, der eine Umweltkatastrophe im Bodensee hervorrufen sollte, um die Aufmerksamkeit vom Prager Frühling abzulenken. Glücklicherweise wurde der Plan niemals umgesetzt.

Eine andere Pipeline, die «Oléoduc du Rhône», lieferte Erdölprodukte von Genua in die Schweiz. Zwischen 1966 und 2015 wurde die Raffinerie in Collombey auf diesem Wege beliefert. Gleichzeitig mit dem Betrieb der Pipeline wurde auch die Raffinerie geschlossen. Die Pipeline befördert heute kein Erdöl mehr und ist mit Stickstoff befüllt.

Dagegen ist die «Oléoduc du Jura Neuchâtelois» noch in Betrieb und versorgt die Raffinerie in Cressier mit Rohöl. Die im Jahr 1966 in Betrieb genommene Anlage verbindet Fos-sur-Mer mit Besançon und folgt auf einem langen Abschnitt mehr oder weniger dem Verlauf der Sappro-Pipeline. Ab Besançon wird das Mineralöl dann über die Pipeline Jura Neuchâtelois befördert.

Wie sieht die Zukunft der Pipelines aus?

Über Jahrzehnte waren Pipelines das bevorzugte Transportmittel für Rohöl und Mineralölprodukte in der Schweiz. Seit der Schliessung der Raffinerie in Collombey transportieren Pipelines mehr als ein Drittel der schweizerischen Erdöleinfuhren.


Weltweit bleiben Fernleitungen das am häufigsten genutzte Beförderungsmittel für den Transport von Rohöl zu den Raffinerien. Beim Transport der Produkte wird die Rolle des Schienenverkehrs immer wichtiger. Dieser Trend wurde durch die Liberalisierung des Eisenbahnverkehrs in Europa ausgelöst, durch die die Verzollung vereinfacht wurde.

Im Hinblick auf eine sichere Versorgung ist die Diversität der Möglichkeiten ein wichtiger Faktor, da Ausfälle bei keinem Transportmittel ausgeschlossen sind. Aus diesem Grund ist eine gute Mischung der verschiedenen Einfuhrmöglichkeiten besonders wichtig. Bisher hat die Schweiz diesen Weg erfolgreich beschritten.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.