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Die Autoindustrie treibt gemeinsam mit der IT-Branche die Automatisierung des Autofahrens voran. Ganz vorne dabei: Google. Wie sieht die Autozukunft aus?

Googles fahrerloses Auto wird bald auf kalifornischen Strassen unterwegs sein, und Gerüchte nach ist auch ein Apple-Auto nicht mehr fern. Das Auto sei «das ultimative Bediengerät», sagte neulich Apple-Manager Jeff Williams. Eine wohl bedeutungsschwangere Liebeserklärung, die ein grosses Entwicklungspotenzial andeutet.

IT-Konzerne stellen immer mehr Autoingenieure ein, um die Entwicklung voranzutreiben. Google hat derzeit die Nase vorn. Ein erster Durchbruch gelang dem Konzern 2011, als er eine Testflotte auf die Strasse schickte, die bis Juni 2015 2,7 Millionen Million Kilometer zurücklegte, davon etwa 1,6 Millionen Kilometer gesteuert vom Computer. In dieser Zeit soll es zu 12 kleineren Unfällen mit Google-Autos gekommen sein, wobei meist ein anderes Auto einem selbstfahrenden Google-Auto aufgefahren sein soll.

Wer ist aufmerksamer?

Der Anspruch bleibt: Das Software-Auto soll sicherer fahren als der Mensch. Einem menschlichen Fahrer überlegen ist die Technik, weil ihr Auffassungsvermögen viel besser ist als das menschliche. Die eingebaute Software kann praktisch sämtliche Bewegungen und Objekte im Umfeld des Autos simultan erkennen. Und ihnen viel mehr Aufmerksamkeit schenken als der Mensch. Selbst wenn dieser hochkonzentriert zu fahren versucht.

Und das steckt alles drin im Google Driverless Car:

  • Eine Kamera hinter der Windschutzscheibe.
  • Messgeräte an den Rädern.
  • Ein GPS-Empfänger.
  • Radarsysteme an der vorderen und hinteren Stossstange.
  • Ein Trägheitsnavigationssystem (INS), welches die räumliche Bewegung des Fahrzeugs und die daraus die daraus resultierende geografische Position bestimmt. GPS und INS kommunizieren miteinander, um die Position des Fahrzeuges zu kontrollieren und die Fahrtgeschwindigkeit effektiv zu messen.

Das Herzstück

Das wichtigste und auch teuerste Messgerät jedoch ist das Light-Detection-and-Ranging-System (kurz: LiDAR). Gewissermassen das Herzstück. Es funktioniert nicht mit Radiowellen wie der Radar, sondern mit Lichtwellen. Damit misst das LiDAR dauernd Abstände und Geschwindigkeiten. Treffen die ausgestrahlten Laserimpulse auf Objekte, beispielsweise andere Fahrzeuge oder Fussgänger, streuen diese zurück und der Sensor erfasst sie. Anhand der Laufzeit des Lichts und der Geschwindigkeit des Autos kann das Gerät die Entfernung zum Objekt messen und sowie die Geschwindigkeit, mit der sich das Auto und das Objekt aufeinander zu bewegen.

LiDAR ist eine Voraussetzung für die Sicherheit im selbstfahrenden Auto. Das Lichtwellenmesssystem hat eine deutlich bessere Auflösung als ein Radar. Das Bild ist schärfer, die Informationen genauer. Nachteil: Das System funktioniert noch nicht bei Nacht und Nebel. Und  es ist teuer. Diese Probleme könnte in Zukunft eine effiziente Verknüpfung von LiDAR und Radar lösen. Ein Name dafür ist noch nicht bekannt.

 

Wer haftet beim Unfall?

Die Technik selbstfahrender Autos ist weit entwickelt. Doch was ist mit rechtlichen Fragen?

Selbstfahrende Autos? 4 Knackpunkte

2020 soll das erste fahrerlose Fahrzeug gemäss Prognosen in die Massenproduktion gehen. Bis dahin gilt es noch einige Probleme zu lösen.

1. Recht

Die Wiener Strassenverkehrskonvention wurde Ende letzten Jahres im Hinblick auf autonom fahrende Autos überarbeitet. Nun sind selbstfahrende Systeme zulässig, solange der Fahrer sie jederzeit stoppen kann. Diese Regeln müssen jedoch noch in nationale Gesetze umgewandelt werden. Sollte es technisch bedingt zu einem Unfall oder Schaden kommen, muss geklärt sein, wer für Kosten und Haftung aufkommt. Immer noch der Fahrer wie heute? Oder doch der Hersteller, der die Technik zu verantworten kann? Expertenmeinungen gehen vorläufig noch auseinander.

2. Technik

Die Technik muss vollkommen zuverlässig sein. Es darf keinen Systemausfall oder Fehler geben. Das verbaute System muss dazu in der Lage sein, den Fahrer sowie andere Verkehrsteilnehmer in allen Lagen zu schützen. Und auch ein Notszenario muss funktionieren. Sollte die Technik ausfallen, muss das Auto eine vollkommen sichere Übergabe zwischen Fahrer und System gewährleisten.

3. Infrastruktur

Das Auto muss in den Verkehr integriert werden. Zunächst muss geklärt sein, ob es separate Spuren für die autonomen Autos geben wird und wie die fahrerlosen Vehikel im Mischverkehr reagieren. Schliesslich wird sich die Frage stellen, ob sich die Strassen-Infrastruktur ändern muss. Und wenn ja: Wer dafür zahlt? Der vielerorts überschuldete Staat, Unternehmen oder gar die Endverbraucher?

4. Mensch

Ein selbstfahrendes Auto fahren bedeutet, Entscheidungsgewalt an einen Computer abzugeben. Darin steckt eine nicht zu unterschätzende psychologische Hürde. Autofahrer, die bisher ihr Schicksal selber in den Händen hielten, müssen sich ganz der Technik anvertrauen. Nur so werden sie sich im selbstfahrenden Auto wohl fühlen oder sogar Fahrgenuss verspüren.

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