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Zu dieser Frage hat die Wissenschaft viele Antworten gefunden – beispielsweise sozialer und funktionaler Natur.

 

Der guten Gründe, Auto zu fahren, gibt es viele. Die drei Göttinger Soziologen Hartwig Heine, Rüdiger Mautz und Wolf Rosenbaum haben in ihrem Buch «Mobilität und Alltag» die wichtigsten zusammengetragen.

  1. Die Zeitersparnis

    Das Auto gewährleistet meist die schnellste Verbindung zwischen A und B – wenn diese nicht gerade an Knotenpunkten liegen. In einer Gesellschaft, für die der effiziente Umgang mit Zeit selbstverständlich ist, gelten unnötig lange Fahrzeiten als Zeitverschwendung. Das gilt nicht nur für den Berufsverkehr, sondern auch für die Haushaltsarbeit, die möglichst rationalisiert erfolgen soll. Etwa die Versorgung mit Lebensmitteln und sonstigen Gütern des täglichen Bedarfs: In Kombination mit Kühl- und Gefrierschränken ermöglicht das Auto den effizienten (wöchentlichen) Grosseinkauf, der nur noch durch kleinere Gelegenheitskäufe ergänzt werden muss.

  2. Die Zeitsouveränität
    Wer mit dem Auto fährt, spart in der Regel nicht nur Zeit, sondern ist auch unabhängig von den Vorgaben der Fahrpläne öffentlicher Verkehrsmittel. Zeitsouveränität bedeutet Handlungsautonomie, die ein zentraler Anspruch des modernen Individuums ist. Wie die freie Wahl des Berufs, des Wohnorts, der Art zu Leben oder der Partnerschaft gehört die Bewegungsfreiheit zu den grundlegendsten Versprechen der modernen Gesellschaft. Handlungsautonomie wird als befreiend erlebt, da sie soziale Kontrolle und einengende Bindungen zurückdrängt.

  3. Der Aktionsradius
    Das Auto ermöglicht mehr räumliche Freiheit und Freizügigkeit. Die Soziologen zitieren die Verkehrswissenschaften, die herausgefunden haben, dass Menschen historisch gesehen immer das ungefähr gleich grosse Zeitbudget pro Tag in die Mobilität gesteckt haben: Rund eine Stunde pro Tag. Das bedeutet: Die vom verkehrstechnischen und infrastrukturellen Fortschritt ermöglichte Beschleunigung wird nicht  genutzt, um absolute Wegzeit einzusparen, sondern um den räumlichen Aktionsradius zu erweitern.

  4. Der Fahrgenuss
    Viele Menschen erachten die im Auto verbrachte Zeit als angenehm und ihre Beziehung zum Auto grundsätzlich als positiv. Das Auto dient ihnen als privater Rückzugsort im öffentlichen Raum. Ein Auto bedeutet Vertrautheit. Darin lässt sich den eigenen Gedanken nachgehen, unbelauscht telefonieren, Musik hören oder gar Hörbücher lauschen. Das Auto ist ein Identifikations- und Projektionsmedium subjektiver Wünsche, Emotionen und Lebensentwürfe, verknüpft an zahlreiche Lebenserinnerungen, die man nicht missen möchte.

Die Zusammenfassung:

Für ihre Studie haben die Forscher zahlreiche Autofahrerinnen und Autofahrer befragt. Der Tenor darin war eindeutig: In den Interviews hiess es immer wieder, mit dem Auto sei man zeitlich und räumlich «flexibler», «beweglicher», «spontaner» und «weniger gebunden» als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Oder wie es ein Interviewter auf den Punkt brachte: «Das Auto ist so: Da kannst Du jederzeit anhalten oder woanders fahren oder sagen wir mal, jemanden besuchen… Mit der Strassenbahn oder mit dem Bus kannst du dich nicht frei entscheiden, wo du überhaupt hingehen willst. Das Auto ist immer für dich da.»

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