Dr. Matthias Laschke und Kai Eckoldt forschen an der Folkwang Universität der Künste zum Design und Ästhetik von transformierenden Objekten. Beide sind Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe «Erlebnis und Interaktion» von Prof. Dr. Marc Hassenzahl im Fachbereich Gestaltung.
Warum interessiert Sie Mobilität?
In erster Linie interessieren wir uns in unserer Forschung und Gestaltung für das Wohlbefinden von Menschen. Dieses wollen wir erhöhen. Das Wohlbefinden von Menschen entsteht durch ihre alltäglichen Aktivitäten und Praktiken. Als Gestalter und Forscher können wir durch interaktive Produkte Einfluss auf diese Praktiken nehmen – wir wollen sie formen. Mobilität bildet hierzu ein interessantes Anwendungsgebiet. Mobilität nimmt einerseits einen grossen Stellenwert in unserem Alltag ein und wie kaum ein anderer Bereich ist unser Mobilitätsverhalten einem starken Wandel unterworfen. Dieser Umbruch schafft eine Offenheit und Bedarf nach neuen Betrachtungsweisen des Themas Mobilität. Beispielsweise der achtsame und respektvolle Umgang von Verkehrsteilnehmern. Wie kann beispielsweise das Auto den Fahrer dabei unterstützen achtsamer gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern zu handeln? Jemandem die Vorfahrt gewähren oder Fussgänger auch auf offener Strecke die Strassen überqueren lassen. Der Gentleman ist da ein erster Ansatz. Andererseits hat das Thema Mobilität aber auch noch andere Facetten, die zum Wohlbefinden beitragen können. Hat man beispielsweise das Ziel, etwas für seine Fitness zu tun, ist die Frage, ob man mit dem Fahrrad oder dem Auto eine Strecke zurücklegt, ein erster Schritt in die richtige Richtung. Doch die permanente Konfrontation mit dieser Frage hat auch das Potential schnell nervig zu werden. Der richtige Moment, Tonfall und vielleicht auch die Möglichkeit sich einer Entscheidung zu entziehen sind dabei Spannungsfelder, die wir mit dem Keymoment untersuchen.
Wie wird sie sich entwickeln? Sie haben bestimmt eine Vorstellung…
Das lässt sich natürlich kaum beantworten. Der Individualverkehr wird sich in der nahen Zukunft sicherlich nicht wegdenken lassen. Er wird wahrscheinlich eher zunehmen. Umso wichtiger wird es, sich mit dem Stil eines gemeinsamen Strassenverkehrs zu beschäftigen. Wie wollen wir miteinander umgehen? Welche Eingriffe können den Strassenverkehr sozialer und respektvoller machen? Unsere Vorstellung hat den Anspruch alle Verkehrsteilnehmer zu berücksichtigen.
Was müssen wir Menschen besser oder anders machen, damit beispielsweise die Umwelt auch profitiert?
Den Keymoment zu nutzen wäre ein Anfang. Es gibt häufig Alternativen, die sowohl für mich (z.B. meine Fitness) als auch die Umwelt (z.B. weniger CO2-Ausstoss) vorteilhaft sind. Interaktive Technologien können mir einerseits dabei helfen diese Alternativen zu erkennen, andererseits können sie mich motivieren diese auch zu ergreifen. Langfristig ergibt sich dabei die Chance sie in meinen Alltag und meine Routinen zu übernehmen. Dabei sollen sich Menschen sowohl besser fühlen, als auch etwas für die Umwelt tun. Doch hier sind wir sicherlich noch am Anfang unserer Forschung.
Der Treibstoff der Zukunft?
Diese Frage lässt sich wahrscheinlich noch weniger gut beantworten. Ideen. (lacht) Nein, ernsthaft, auf einem chemisch-technischen Niveau können wir dazu nichts sagen. Aber irgendetwas wird der Menschheit schon einfallen. Anstatt sich ausschliesslich mit der Produktivität und Effizienz von Menschen und Dingen zu beschäftigen, sind wir der Auffassung, dass Wohlbefinden, Freude und Glück mindestens gleichberechtigte und erstrebenswerte Ziele sind.