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Das Coronavirus belastet die Märkte. Experten nehmen deutliche Korrekturen bei ihren bisherigen Schätzungen für die Ölnachfrage 2020 vor.

Trotz aller Bemühungen lässt sich das Coronavirus nach wie vor nur schwer eindämmen. Heute ist der erste Handelstag in China nach dem Beginn des Neujahrsfestes vor rund einer Woche. Sowohl der Shanghai Composite Index als auch der Shenzhen Composite Index eröffneten mit einem Kursrutsch von -8,1% bzw. -8,6%.

2019 wuchs die chinesische Wirtschaft um nur 6,1%, was der schwächste Wert seit 1990 ist. Dies war mit ein Grund, weshalb das globale Wirtschaftswachstum von 3,6% auf 3,0% absackte und sich auch bei der Ölnachfrage keine Erholung einstellte. Eigentlich sollten die Unternehmen nach den Neujahrsfeiertagen heute wieder öffnen, doch vor allem ausländische Unternehmen bleiben weiter geschlossen, und in 14 Provinzen und Städten soll die Geschäftspause um eine Woche verlängert werden.

Analyst Zhang, von der Chinese Academy of Social Sciences geht davon aus, dass das chinesische Wirtschaftswachstum im ersten Quartal auf 5% fallen wird, vorausgesetzt die Epidemie dauert nur bis Ende März.

Bei Goldman Sachs schätzt man, dass das Virus das US-Wirtschaftswachstum im ersten Quartal um 0,4%-Punkte senken könnte. Bei Oxford Economics hat man die Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum 2020 ebenfalls schon um 0,2%-Punkte auf 2,3% korrigiert.

Analysten sehen in dem Coronavirus den größten Nachfrageschock, den der Ölmarkt seit der Finanzkrise 2008 und 2009 verkraften musste. Bei JPMorgan sieht man im ersten Quartal nun ein um 0,3 Mio. B/T geringeres Ölnachfragewachstum, das im zweiten Quartal mit 0,5 Mio. B/T nur bei etwa der Hälfte der bisherigen Schätzung liegen dürfte.

Bei der Citi Group hat man zum Wochenauftakt die bisherigen Preisprognosen zum Teil massiv gesenkt. Erwartete man Brent im ersten Quartal zuvor noch bei 69 Dollar, so geht man nun von einem Durchschnittspreis von 54 Dollar aus. Bob Inaccino, von Path Trading Partners, warnt: wenn sich die Preise jetzt nicht stabilisieren, könnte WTI noch bis auf 47,75 Dollar abrutschen. Aktuell wird WTI bei 51,68 Dollar notiert.

„Die OPEC+ muss reagieren. Wenn es keine weiteren Produktionskürzungen gibt, kommt es nur zu weiteren Preisverlusten“, so Analyst John Kilduff von Again Capital.

Und tatsächlich scheint es innerhalb der OPEC+ Vereinigung eine steigende Bereitschaft für ein Sondermeeting zu geben. Russland, das vergangene Woche noch keine Notwendigkeit für ein solches Treffen sah, hat seinen Widerstand nun offenbar aufgegeben. "Im Prinzip sind wir bereit, auf solche Dinge zu reagieren. Aber dafür müssen wir die Situation genauer einschätzen und überwachen, wie sie sich in den kommenden Tagen entwickeln wird", so Russlands Energieminister Alexander Nowak.

Laut Berichten vom Wochenende überlasse man es nun Saudi-Arabien, ein Sondermeeting einzuberufen. Diskutiert werden offenbar die Termine 8.-9. Februar sowie 14.-15. Februar.

Quellmaterial: Futures-Services Mineralöldienst