Saudis steigern Ölproduktion – OPEC-Sondermeeting von Russland blockiert – Coronavirus breitet sich weiter aus.
Gestern startete eine erneute Libyen-Konferenz, um die politisch angespannte Lage in dem Land zu verbessern und so auch für einen Anstieg der Ölproduktion zu sorgen. Die Gespräche finden in Kairo statt, während die Ölförderung Libyens weiter gefallen ist.
Sollte das Meeting in Ägypten zu einer Lösung kommen, könnte die Ölproduktion binnen weniger Tage rasant zulegen. Die Ölanlagen des Landes sind durch die jüngsten Auseinandersetzungen nicht beschädigt worden. Die Ausfälle werden durch die Blockade der Exporthäfen und einiger wichtiger Pipelines verursacht, weshalb ein Restart kein Problem darstellen dürfte.
Im Grenzgebiet zwischen Saudi-Arabien und Kuwait soll heute der Betrieb an den abgeschalteten Ölfeldern aufgenommen werden. Beide Länder hatten Ende Dezember eine Einigung für den Restart getroffen, der im März erfolgen sollte. Die Freigabe zum Restart erfolgte am späten Freitagabend just nachdem Russland die vom Joint Technical Committee (JTC) empfohlene zusätzliche Produktionskürzung um 0,6 Mio. B/T sowie das Sondermeeting der OPEC+ Gruppe ablehnte.
Während sich das Coronavirus weiter ausbreitet, bleibt die OPEC+ Vereinigung tatenlos. Der US-Energieminister, Dan Brouillette, bezeichnet den Einfluss des Virus auf den Ölmarkt als "marginal". Die Zahlen aus China lassen aber etwas anderes vermuten. Die Raffinerien haben ihre Verarbeitung von Rohöl bereits um 15% gesenkt. Anonyme interne Informanten geben an, dass das Land insgesamt 20% weniger Öl verbraucht.
Dies ist auch der Grund, warum viele Analysten weiterhin daran glauben, dass die OPEC+ um eine Produktionskürzung nicht herumkommen wird. Auch wenn Russland dem bisher nicht zugestimmt hatte, so geht Analyst Edward Moya, von Oanda weiter fest von einer Massnahme aus. Bei Sanford C. Bernstein geht man davon aus, dass die OPEC+ Gruppe die Förderung um 0,5 Mio. B/T zusätzlich kürzen muss, um den Markt ins Gleichgewicht zu bringen. Ed Morse von der Citigroup hingegen glaubt, dass selbst die vom JTC vorgeschlagene Kürzung um 0,6 Mio. B/T nicht ausreichen. Die Epidemie könnte den Preis für Brent noch auf 47 Dollar drücken, so Morse. Aktuell notiert Brent knapp unter 55 Dollar.
Die Trader warten nun auf die anstehenden Konjunkturdaten sowie auf die weiteren Entwicklungen beim Coronavirus.
Quellmaterial: Futures-Services Mineralöldienst