Coronavirus – Analysten korrigieren Prognosen täglich.
Die Reisebeschränkungen wegen des Coronavirus belasten die Ölnachfrage. Die globale Ölnachfrage könnte um 10 Mio. B/T fallen, eventuell sogar noch stärker, sagt Analyst Saad Rahim von Trafigura. Eine vergleichbare Situation gab es laut dem Analysten noch nie. "Die Menschen bewegen sich nicht. Sie fahren nicht. Sie fliegen nicht." Und da seien noch nicht einmal die wirtschaftlichen Folgen berücksichtigt, so Rahim. Goldman Sachs rechnet im April mit einem Rückgang der Ölnachfrage von 4,5 Mio. B/T. Dadurch würde ein Rekordüberangebot von 6 Mio. B/T entstehen.
Analysten korrigieren immer wieder ihre Prognosen zu möglichen Nachfrageausfällen. Wie gross der Einfluss des Coronavirus ist, wird man erst in der Retrospektive sagen können. Eine derartige Zäsur, die den globalen Markt trifft, gab es bisher noch nie. Deshalb hinkt jeder Vergleich mit vergangenen Ereignissen.
In den meisten Unternehmen wird die Lage täglich neu bewertet. Schon jetzt wird durch die Streichungen von Flügen sehr viel weniger Kerosin abgenommen. Deswegen steigen die Lagerbestände. Dies wird bei anderen Produkten auch so kommen. In China mussten bereits im Februar die Raffinerien wegen begrenzter Lagerkapazitäten ihre Auslastung zurückfahren
Die Corona-Pandemie steht in vielen Ländern erst am Anfang. Die US-Notenbank hat am Wochenende eingegriffen. Die FED senkte den Zinssatz auf 0,00 bis 0,25%. In den kommenden Wochen will die FED ihre Bilanzsumme um 700 Mrd. Dollar ausweiten. Mit diesem Schritt sollen die Regierung und die Wirtschaft mit Liquidität versorgt werden. Dieser Schritt ist aussergewöhnlich, denn für diesen Dienstag und Mittwoch war ein geplantes Treffen vorgesehen. Das Vorziehen der Entscheidung unterstreicht, wie schwerwiegend die FED die Situation einschätzt. Diese Massnahme könnte die Marktteilnehmer verunsichern.
Nun will die US-Regierung die Ölunternehmen stützen. Dazu stockt der Staat seine strategischen Reserven auf. Man werde das niedrige Preisniveau nutzen, um die Reserven «bis oben hin zu füllen», sagte US-Präsident Donald Trump.
Die EIA hatte die Ölnachfrageprognose für 2020 beim Monatsreport letzte Woche auf 0,37 Mio. B/T gesenkt, und die IEA hat sogar einen Rückgang um -0,09 Mio. B/T vorhergesagt. In den vergangenen 35 Jahren gab es lediglich dreimal einen Nachfragerückgang. Nach 1993 war dies zuletzt in den Krisenjahren 2008 und 2009 der Fall.
Quellmaterial: Futures-Services Mineralöldienst