Die Ölpreise bleiben volatil, das Coronavirus lastet weiter auf der Branche.
Einige Ölunternehmen in Texas haben die US-Regierung um Hilfe gebeten. Die Schieferölproduzenten in Texas sollen vor einer Pleitewelle geschützt werden. Der Chef der "Railroad Commission" in Texas, Ryan Sutton, führte am späten Freitag ein Telefonat mit dem OPEC-Generalsekretär Mohammed Barkindo. "Wir sind uns alle einig, dass ein internationales Abkommen getroffen werden muss, um die wirtschaftliche Stabilität während der Erholung von Covid19 zu gewährleisten", sagte Sutton. Ob die Ölindustrie von Texas ein Teil eines Abkommens sein wird, oder er auf ein Ende des Preiskrieges zwischen Saudi-Arabien und Russland abzielte, stellte er nicht klar.
Die Idee einer koordinierten Produktionskürzung zwischen OPEC und Texas ist aus kartellrechtlichen Gesichtspunkten kaum möglich. Sollte es zu einem OPEC+ Meeting kommen, müsste schon deutlich mehr als die 3,6 Mio. B/T vom Markt genommen werden, die beim Treffen März zur Debatte standen. Es müssten eher schon um die 6 Mio. B/T sein. Russland müsste einen deutlich höheren Beitrag als die bisher kosmetischen Kürzungen übernehmen, heisst es aus OPEC-Kreisen.
In der Zwischenzeit bekommen spüren immer mehr Raffinerien den Einbruch an Treibstoffen in Europa. Die Situation wird mit den zahlreichen Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus erst einmal noch schlimmer als besser, weil das öffentliche Leben immer mehr zum Stillstand kommt. Giovanni Serio, Vorstandsvorsitzender des grössten Ölhändlers der Welt, Vitol, schätzt, dass der Verkehr in Europa durch die Massnahmen in Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland um etwa 40% gesunken ist.
Die Ölbörsen wurden in der letzten Woche von den globalen Entwicklungen wieder hart getroffen. Der Ölpreis fiel um 29% innerhalb von nur einer Woche. Seit Jahresbeginn hat Brent knapp 60% und WTI knapp 64% an Wert verloren. Bei Goldman Sachs schätzt man die Folgen der aktuellen Lage als "stark negativ" mit weiteren Abwärtsrisiken ein. Auch beim Beratungsunternehmen KPMG bleibt man skeptisch.
Noch immer sind sich die Analysten extrem uneinig, wie stark die Ölnachfrage leiden wird. Bei Goldman Sachs schätzt man den Ausfall auf bis zu 8 Mio. B/T, bei der Vitol hingegen rechnet man sogar mit 10 Mio. B/T. Ohne eine Begrenzung der Produktion gehen Analysten davon aus, dass wir die niedrigsten Preise eventuell noch nicht gesehen haben. "Öl könnte noch sehr schnell auf 10 bis 15 Dollar fallen", glaubt Stephen Innes von AxiCorp. Auch Joseph McMonigle, von Hedgeye Potomac Research, geht von einem baldigen Preisrutsch unter 20 Dollar aus.
Quellmaterial: Futures-Services Mineralöldienst