Ölpreise steigen - Tankerflotte bedroht fragiles Gleichgewicht.
Die Nachwehen der Produktionssteigerung der Saudis im April bedroht das empfindliche Gleichgewicht, das sich am US-Markt zu bilden scheint. Mehr als 30 Öltanker sollen sich mittlerweile auf ihrem Weg in Richtung USA befinden. Sie haben mehr als 50 Mio. Barrel saudischen Rohöls geladen. Diese gigantische Menge wird im Zeitraum zwischen Mai und Juni erwartet und entspricht etwa einem Drittel der Gesamtexporte der Saudis in Richtung USA aus dem vergangenen Jahr.
Die IEA hat mit ihrem Monatsreport überrascht, denn den Nachfrageeinbruch durch die Corona-Krise hat man doch sehr deutlich korrigiert. "Wir sehen erste Anzeichen für eine allmähliche Neuausrichtung der Ölmärkte. Es ist noch immer langsam und es ist noch immer fragil", so der IEA Chef, Fatih Birol. Eine der beiden grossen Unsicherheiten für den Markt sei es, ob die OPEC+ Gruppe die angekündigten massiven Produktionskürzungen tatsächlich umsetzen könne.
Ein noch grösseres Fragezeichen sei eine mögliche zweite Infektionswelle. Nachdem die Ausgangsbeschränkungen wieder aufgehoben werden, befinden sich die Wirtschaften auf Erholungskurs und auch die Ölnachfrage verbessert sich. Kommt es allerdings zu einem erneuten Ausbruch des Virus, dann könnte damit schnell Schluss sein und neue Lockdowns würden die bisherigen Erfolge zu Nichte machen.
Kpler: Globale Ölbestände gesunken
Eine etwas überraschende Meldung kommt vom Dienstleister Kpler. Laut dessen Zahlen und Analysen sind die globalen Ölbestände in der letzten Woche um 2,2 Mio. Barrel gesunken. Nachdem auch schon die US-Ölbestände gesunken sind, könnte das ein Zeichen für eine Trendwende am Markt sein.
Mit den Lockerungen der Lockdowns zeigen sich deutliche Anzeichen der Erholung bei der globalen Ölnachfrage. In China soll sich die Raffinerieauslastung bereits dem Vor-Krisen-Level von 13,3 Mio. B/T Marke annähern. Ein Anstieg um 3 Mio. B/T vom Tiefpunkt Ende Februar.
Auch in Europa und den USA wird die Raffinerienachfrage langsam wieder zulegen, da durch die Öffnung der Wirtschaft wieder mehr Treibstoffe benötigt werden. Hier spielt auch der private Individualverkehr eine entscheidende Rolle. Aus Gründen des Infektionsschutzes werden zunächst vor allem PKW genutzt, Fahrgemeinschaften und der öffentliche Nahverkehr gemieden, wenn es denn möglich ist. Das wird die Nachfrage nach Benzin und Diesel (Destillate) als erstes fördern, während die Nachfrage nach Kerosin noch länger gering bleiben wird.
Quellmaterial: Futures-Services Mineralöldienst