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Ölnachfrage entwickelt sich positiv – Ölpreise werden gestützt.

Der Iran will im kommenden Jahr seine Ölförderung drastisch steigern. Dies könnte für die Opec+ zu einem Problem werden. Die Gruppe hat die für Januar geplante Produktionssteigerung von ursprünglich 1,9 Mio. B/T auf 0,5 Mio. B/T reduziert, während die gestiegene Förderung Libyens, das mittlerweile etwa 1,25 Mio. B/T produziert, die Opec+ unter Druck setzt.

An diesem Mittwoch (16.12.2020) soll sich das JMMC (Joint Ministerial Monitoring Committee) der Opec+ Gruppe treffen und die aktuellen Massnahmen bewerten. Am 4. Januar soll dann die Opec+ wieder zusammentreten und könnte eine Anpassung der aktuellen Strategie beschliessen. Die Entscheidungen werden dabei vor allem von der Nachfrageentwicklung abhängen. Diese präsentiert sich derzeit positiv.

Auch wenn Deutschland in den Lockdown geht, steigt in anderen Ländern der Ölverbrauch wieder an. Saisonal ist der Ölbedarf im ersten Quartal zwar immer schwach, doch die aktuelle Entwicklung könnte dies ausgleichen. Dabei kommt es auch auf die Stimmung am Markt an, die sich dank der Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen aufgehellt hat. Das wirkt sich positiv auf die Aktienmärkte aus, was sich auch auf die Ölpreise überträgt.

Analystin Amrita Sen von Energy Aspects ist positiv eingestellt: «Mit der langsamen Einführung von Impfstoffen erwarten wir, dass die Anleger wieder in den Ölsektor zurückkehren und sich die Preise weiter festigen», so Sen. Auch für Stephen Innes von Axi sieht die Zukunft nun «sehr viel heller aus, als sie für den Ölmarkt noch vor einem Monat war.»

Doch noch ist Vorsicht geboten. Die aktuellen Impfpläne zeigen, dass es noch sehr lange dauern wird, bis die Pandemie überwunden ist. Geht man von einer Herdenimmunität ab 60% aus, so dürfte diese vermutlich nicht vor der zweiten Jahreshälfte erreicht sein. Mit der Erwartung eines wirksamen Impfstoffes hatten zuletzt die Käufe überwogen. Nun könnten die Marktteilnehmer die Gewinne mitnehmen, ganz nach dem Motto «buy the rumour, sell the fact».

Der Markt befindet sich damit in einem Spannungsfeld. Einerseits erwartet man die positiven Auswirkungen der Impfstoffe. Andererseits zeigt die Realität, dass die Impfungen noch viele Monate dauern werden. Die Ölnachfrage erholte sich zuletzt zwar deutlich, doch die saisonale Schwäche im ersten Quartal, die steigenden Corona-Fallzahlen in der zweiten Welle sowie die Produktionssteigerungen Libyens und der OPEC+ stehen der positiven Entwicklung entgegen.

Quellmaterial: Futures-Services Mineralöldienst

14.12.2020