Saudische Zusatzkürzungen stützen Ölpreise – unklare Lage in Libyen.
Am Wochenende haben die Sicherheitskräfte an den libyschen Ölhäfen Ras Lanuf und Es Sider eine neue Frist gesetzt, um ihre ausstehenden Lohnzahlungen zu erhalten. Diese sollen nun bis zum Ende der Woche geleistet werden, um neue Blockaden an den Exportterminals zu verhindern. Die libysche Ölförderung hatte sich im Herbst recht schnell erholt, nachdem aufgrund des Bürgerkrieges die Ölanlagen des Landes monatelang komplett blockiert gewesen waren. Mit dem Waffenstillstand im September stieg die Produktion des Landes dann rasant an und erreichte zuletzt 1,25 Mio. B/T. Doch die jüngsten Auseinandersetzungen zeigen, dass der Frieden im Land noch sehr fragil ist. Sollte es zu neuen Militärblockaden an Öleinrichtungen kommen, könnte die Produktion schnell wieder sinken.
Fusion bei Exxon Mobil und Chevron?
Jüngsten Meldungen zufolge haben die beiden US-Konzerne Chevron und Exxon Mobil schon im vergangenen Jahr erste Gespräche aufgenommen, um über eine Zusammenlegung der beiden Unternehmen zu verhandeln. Eine solche Zusammenlegung wäre der grösste Deal, den die Energiebranche je gesehen hat und würde ein Unternehmen mit einem Marktwert von mehr als 350 Mrd. Dollar hervorbringen. Die geschätzten Einnahmen würden jene der Saudi Aramco übertreffen.
Ganz so einfach dürfte sich eine Fusion allerdings aus genau diesen Gründen nicht gestalten. Kartellbehörden auf der ganzen Welt müssten abwägen, ob und wenn ja, wie ein solches Unterfangen möglich ist. Chevron und Exxon Mobil gehen beide auf die von John D. Rockefeller gegründete Standard Oil Company zurück, die 1911 in einem nie dagewesenen Gerichtsbeschluss wegen Missachtung des Kartellgesetztes zerschlagen wurde.
Mit Beginn des neuen Monats startet Saudi-Arabien seine zusätzlichen Förderkürzungen. Das Königreich wird damit im Februar und März zusätzlich zu den vereinbarten Kürzungen 1 Mio. B/T vom Markt nehmen. Bei den Marktteilnehmern sorgt dies zum Monatsbeginn für verhaltenen Optimismus, kann aber nicht komplett über die steigenden Nachfragesorgen hinwegtäuschen, die den Markt mehr und mehr beschäftigen.
Die mittelfristigen Aussichten für Öl sehen gut aus, aber es gibt kurzfristige Risiken rund um das Virus und die Impfkampagnen, meint Stephen Innes von Axi. «Der Markt ist zunehmend besorgt über die Wirksamkeit des Impfstoffes gegen die mutierten Virenstämme, nachdem Israel seine Lockdowns verlängern musste.»
Hoffnung macht, dass immer mehr Impfstoffe entwickelt werden und ihre Zulassung erhalten. An den Ölmärkten bleibt deshalb, trotz der kurzfristigen Nachfragesorgen, die grundsätzliche Hoffnung auf eine mittel- und langfristige Erholung bestehen.
Quellmaterial: Futures-Services Mineralöldienst
1.2.2021