Drohnenangriffe in Saudi-Arabien und Kältewelle in den USA.
Die Stimmung an den Ölbörsen hat sich nach einem kurzen Dämpfer in der vergangenen Woche verbessert. Es bleiben aber Unsicherheiten bestehen. Die Drohnenangriffe der jemenitischen Houthi-Rebellen auf saudische Ziele haben in den vergangenen Tagen wieder zugenommen. Zwar wurden bisher noch keine Ölanlagen getroffen. Aber die Ausfälle in der Ölversorgung, zu denen es im September 2019 nach einem Angriff auf die Ölanlagen in Abqaiq gekommen war, sind den Marktteilnehmern noch gut im Gedächtnis.
Am Freitag hat die neue Regierung in Washington die Einstufung der Houthi-Rebellen als Terrororganisation zurückgenommen. Analyst Manish Raj von Velandera Energy sieht darin eine Schwächung der Allianz zwischen Saudi-Arabien und den USA. Aus seiner Sicht könnte dies Auswirkungen auf den Ölmarkt haben: «Da die Saudis in der letzten Zeit massgeblich dazu beigetragen haben, den globalen Ölhandel im Gleichgewicht zu halten, besteht nun die Befürchtung, dass sie in Zukunft weniger motiviert sein könnten, dies zu tun.»
Analyst Kazuhiko Saito von Fujitomi macht weitere Faktoren aus, die für einen steigenden Ölpreis sprechen: «Die Rallye wurde auch von der wachsenden Hoffnung angetrieben, dass das US-Konjunkturprogramm und eine Lockerung der Massnahmen gegen Covid-19 die Wirtschaft ankurbeln und die Nachfrage anheizen wird.»
Auf der Angebotsseite stützt ein zusätzlicher Faktor die Preise. Die Kältewelle, die Teile der USA im Griff hat, droht Teile der Ölförderung und des -transportes lahmzulegen. Laut den Experten der ANZ könnten bis zu 500.000 B/T durch Stromausfälle und wetterbedingte Abschaltungen an Ölanlagen betroffen sein.
Analystin Vandana Hari von Vanda Insights schätzt mit all diesen Entwicklungen die Ausgangslage am Markt aktuell positiv ein: «Der Kälteeinbruch, die zusätzlichen saudischen Kürzungen und das neue US-Konjunkturpaket helfen. Aber der grösste und wichtigste Faktor – und einer, den die Zweifler wahrscheinlich nicht wahrhaben wollen – ist, dass die Coronainfektionen auf globaler Ebene rückläufig sind. Und das schon seit mehr als vier Wochen.» Ob dieser Optimismus vor dem Hintergrund der in Stocken geratenen Impfkampagnen in Europa gerechtfertigt ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.
Quellmaterial: Futures-Services Mineralöldienst
15.2.2021