Hacker-Angriff legt Colonial Pipeline lahm.
Eine Cyber-Attacke zwang den Betreiber der Colonial Pipeline in der Nacht von Freitag auf Samstag, sein Pipeline-System herunterzufahren. Einige kleinere Seitenarme der Anlage sind zwar mittlerweile wieder in Betrieb. Aber das Unternehmen konnte noch nicht sagen, wie lange es dauern wird, bis die Haupt-Pipelines wieder in Betrieb genommen werden können.
Die Sorgen über die Nachfrageentwicklung in Indien und anderen asiatischen Ländern wird zu Beginn der aktuellen Handelswoche in den Hintergrund gedrängt durch den Cyber-Angriff auf den amerikanischen Pipeline-Betreiber Colonial Pipeline. Da der Angriff das Unternehmen kurz vor dem inoffiziellen Auftakt (Memorial Day Wochenende) der nachfrageintensiven Sommer-Fahrsaison der USA traf, befürchtet man Angebotsengpässe an der US-Ostküste. Diese wird über die Pipeline mit Produkten aus der US-Golfregion beliefert.
Aus Industriekreisen heisst es, dass Händler und Spediteure mittlerweile versuchen, an Schiffe zu kommen. An der US-Golfküste scheint man sich nach Tankern umzusehen, auf denen die Produkte gelagert werden können, für den Fall, dass die Hauptarme des Pipeline-Systems noch über längere Zeit hinweg ausser Betrieb bleiben. Ein längerfristiger Ausfall dürfte vor allem in den US-Bundesstaaten der Südostküste der USA für Engpässe sorgen.
Unterdessen bekräftigen Lockerungen der Corona-Eindämmungsmassnahmen dies- und jenseits des Atlantiks die Hoffnungen auf eine starke Nachfrageerholung in der zweiten Jahreshälfte. Während der Corona-Beauftragte der US-Regierung, Jeff Zients, in einem Interview mit dem Nachrichtensender CNN angab, die USA seien fast «über den Berg», erreichten die Treibstoffumsätze in Grossbritannien in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit Ausbruch der Pandemie. Für Tamas Varga von PVM Oil Associates ist dies ein «greifbarer Beweis dafür, dass die Impfkampagnen der Ausweg aus der Krise sind».
Was die Angebotsseite betrifft, dürften sich die Marktteilnehmer fragen, ob die OPEC+-Länder ihre Produktion bereits leicht angehoben haben, bevor die nächste Runde der Produktionssteigerungen mit dem Beginn des laufenden Monats einsetzte. Aufschluss darüber werden die aktuellen Monatsberichte geben, die die OPEC und die EIA am Dienstag beziehungsweise die IEA am Mittwoch veröffentlichen werden. Für heute wird jedoch erst einmal die Lage im Hinblick auf den Pipeline-Ausfall in den USA im Fokus bleiben.
Quellmaterial: Futures-Services Mineralöldienst
10.5.2021