Mit dem Beginn der Sommersaison ist mit einem Nachfrageschub nach Mineralölprodukten zu rechnen. Da in der Corona-Pandemie Raffineriekapazitäten stillgelegt wurden, kann die Produktion von Treibstoffen und anderen Endprodukten nicht mit der aktuellen Entwicklung Schritt halten. Währenddessen sind die Vorräte auf einem sehr niedrigen Niveau, sodass sich die Produktpreise bisweilen von den Rohölpreisen entkoppeln und im Verhältnis überproportional ansteigen.
Auf der Angebotsseite haben knappe Ölbestände und Probleme bei der Steigerung der Ölförderungen den Markt verknappt. Die US-Ölproduktion steigt mit den hohen Marktpreisen zwar wieder, seit Jahresbeginn konnte die Produktion jedoch «nur» um etwa 340’000 Fass pro Tag zulegen. Währenddessen gesteht die OPEC+ selbst ein, dass man die Förderung nicht in dem Maße anheben kann, wie es nötig wäre, um höhere Preise zu verhindern.
Bis August ist noch mit weiteren Lockerungen im Zuge der Anhebung der OPEC+ Quoten zu rechnen, inwieweit dann aber noch Potenzial vorhanden ist, bleibt abzuwarten. Die Zusammenarbeit unter den OPEC+ Partnern läuft noch bis und mit Dezember dieses Jahres. Nach der Anhebung im August sind zumindest bis jetzt keine weiteren Produktionsanhebungen mehr geplant.
Russland will zurzeit seine Ölförderung zwar nicht drosseln, doch da viele Länder auf die russischen Sorten verzichten, gibt es Umstellungsprobleme bei der Umverteilung. Die Nachfrage nach nicht-russischem Öl steigt und treibt damit die Ölpreise nach oben, wenngleich die Ölförderung nicht in dem Maße gesunken ist, wie es die Preisanstiege eigentlich vermuten lassen würden.
Mittelfristig gehen Experten davon aus, dass die russische Förderung sinken wird. Sollte es dazu kommen, würde dies die Produktionssteigerung der USA und OPEC vermutlich aushebeln, sodass unter dem Strich nicht wirklich viel Öl zusätzlich auf den Markt kommen wird.