Global betrachtet entspannt sich die Lage bezüglich Erdölnachfrage und -angebot etwas. In den USA und in Europa künden sich auf den Herbst hin allerdings grössere logistische Herausforderungen für die Versorgung mit Erdölprodukten an.
Die Atomverhandlungen mit dem Iran scheinen sich einem Abschluss zu nähern. Auf das Papier, welches die EU vergangene Woche als «finalen Text» vorgelegt hatte, scheint es aus dem Iran positive Resonanz zu geben. Kommt es zu einem neuen Abkommen, so schätzen die Experten der Commonwealth Bank, könnte Teheran seine Ölförderung innerhalb der kommenden sechs Monate um 1,0 bis 1,5 Millionen Fass pro Tag steigern.
Ein solcher Deal wäre für den Markt insofern überraschend, da die zusätzlichen Mengen aus dem Iran in den bisherigen Prognosen und Einschätzungen nicht berücksichtigt sind. In der Vergangenheit hiess es immer wieder, dass eine Einigung «kurz bevorstehe» oder «innerhalb der nächsten Tage» möglich sei. Aus den Tagen wurden dann Wochen und Monate, sodass die reine Aussicht auf zusätzliche iranische Ölmengen nicht mehr eingepreist wird. Entsprechend besteht hier das Potenzial für eine Abwärtsbewegung des Rohölpreises.
Problematisch werden aber die bisherigen Bestandsentwicklungen gesehen. In den Sommermonaten wurden in den USA bisher deutlich weniger Bestände aufgebaut als es üblich ist. Ab Mitte September beginnt dann die Wartungssaison der Raffinerien, während die Winternachfrage anspringt. Die Vorräte an Mitteldestillaten nehmen dann bis Mitte/Ende November stark ab. Durch die mangelnden Aufbauten im Sommer sind die US-Bestände in diesem Bereich allerdings so niedrig, wie seit 2000 nicht mehr.
Für das europäische Inland könnte die Situation noch schwieriger werden, da die fehlenden Regenfälle zu niedrigen Pegelständen geführt haben. Für gewöhnlich fallen die Pegel aber erst ab Mitte September bis meist Dezember. Dieses Jahr hat der Rhein aber schon vor der Trockenphase so wenig Wasser wie selten, sodass hier zusätzliche Verteilungs- und Versorgungsprobleme drohen.