Im Lauf der letzten Woche gaben die Preise für Brent und WTI um 8 Prozent nach. Die Angebotssorgen, die die Preise der beiden Rohölsorten in der vorangegangenen Woche noch hatten steigen lassen, wurden wieder von Rezessionsängsten und Nachfragesorgen in den Hintergrund gedrängt.
Die Energy Information Administration EIA des US-Energieministeriums prognostiziert in ihrem jüngsten Monatsbericht vom 6. Dezember für das laufende Quartal einen höheren Angebotsüberschuss und für das erste Quartal 2023 ein schwächeres Angebotsdefizit als im Bericht vom November.
Die Hoffnungen auf eine Erholung der Wirtschaft und der Ölnachfrage Chinas, die mit den zunehmenden Lockerungen der Corona-Restriktionen einhergehen könnten, wurden durch die Befürchtung gedämpft, dass sich das Virus in der Volksrepublik stark ausbreiten könnte, da die Lockerungen vielmehr eine Reaktion auf die jüngsten Proteste gegen die Null-Covid-Politik Pekings waren als auf das Infektionsgeschehen. Die Sorgen hinsichtlich der chinesischen Wirtschaft wurden zudem durch schwache Konjunkturdaten aus dem Reich der Mitte verstärkt.
Anders sieht es dagegen im Hinblick auf die USA aus. Dort sind die Wirtschaftsdaten zuletzt überwiegend besser ausgefallen als erwartet. Dies schürte jedoch wieder Befürchtungen, dass die US-Notenbank die Zinsen weiterhin in großen Schritten anheben und die Wirtschaft dadurch in eine Rezession abrutschen lassen könnte. Daneben registrierte das US-Energieministerium in seinem wöchentlichen Bestandsbericht eine weitere Erholung bei den Produktbeständen der USA sowie eine erneut rückläufige Nachfrage.
Die letzte Woche vom kanadischen Pipeline-Betreiber TC Energy verkündete vorübergehende Abschaltung der Keystone-Pipeline löste beim US-Rohölkontrakt bislang keinen nachhaltigen Preisanstieg aus. Zwar hat das Unternehmen mittlerweile den Status Force Majeure für das über die Anlage in die USA exportierte Öl verkündet. Analysten zufolge dürfte der Ausfall der Pipeline jedoch nur einen stärkeren Effekt auf den Ölpreis haben, wenn er länger andauert.
Was die neuen EU-Sanktionen gegen Russland und die Preisobergrenze der EU und der G7 für russische Öllieferungen angeht, wartet man derzeit immer noch auf die konkreten Gegenmaßnahmen, die Russland zuletzt angedroht hatte. Der Tankerstau am Bosporus wird am Markt offenbar eher als Kollateralschaden eingestuft, der die Preise zumindest bisher noch nicht wesentlich steigen liess.