Ölmärkte werden wegen Covid-19 kurzfristig verunsichert. Auf lange Sicht steigt der Optimismus.
Die Volatilität an den Ölbörsen ging in den vergangenen Tagen deutlich zurück. Der Fokus der Marktteilnehmer liegt nun auf der kurzfristigen Entwicklung der Nachfrage. Hier bleibt Indien weiterhin ein Sorgenkind. Zwar soll die Nachfrage des Landes nach Ölprodukten im März auf Jahressicht um 17 Prozent auf etwa 18,8 Millionen Tonnen gestiegen sein, allerdings fragt man sich, ob dies so bleiben wird. Auch heute wurde wieder ein Rekord bei der Anzahl der Corona-Neuinfektionen in Indien gemeldet, und mittlerweile hat die Regierung sogar den Export einiger Impfstoffe und nun auch des Medikaments Remdesivir verboten. In Indien wird das Medikament noch als Mittel gegen Covid19 eingesetzt.
In Europa gelten in vielen Ländern weiterhin strenge Einschränkungen zur Eindämmung von Covid19. Die niederländische Regierung teilte am gestrigen Sonntag beispielsweise mit, dass die nächtliche Ausgangsperre sowie andere restriktive Massnahmen mindestens bis zum 28. April gelten würden. In Grossbritannien dürfen Restaurants und Einzelhandel zwar ab heute wieder öffnen, Premierminister Boris Johnson ermahnte jedoch die Bürger, sich verantwortlich zu verhalten. US-Notenbankchef Jerome Powell machte am Sonntag in einem Interview erneut Hoffnung auf einen guten Konjunkturausblick für die USA und sprach von einem «Wendepunkt» für die US-Wirtschaft, wiederholte jedoch seine Warnung vor einer erneuten Verbreitung des Virus.
Die Unsicherheit über die kurzfristige Nachfrageentwicklung bleibt weiterhin bestehen. Längerfristig sind sich die meisten Marktteilnehmer jedoch sicher, dass es zu einer beträchtlichen Erholung der Nachfrage kommen wird. «Während die steigenden Virusfälle einen Einfluss haben werden, geht der Schwung der Impfungen wirklich gut voran», so Howie Lee von der Oversea-Chinese Banking Corp. Er geht davon aus, dass «die Märkte über die kurzfristige Schwäche hinwegsehen und sich auf die längerfristige [Betrachtung] fokussieren werden. Die Nachfrage wird sicherlich steigen.»
Mittel-bis langfristig bleibt auf der Angebotsseite das Atomabkommen mit dem Iran Thema. Nachdem die Sondierungsgespräche in Wien über eine Rückkehr zum Abkommen vergangene Woche einen positiven Auftakt gemacht haben, besteht weiterhin die Möglichkeit, dass der Iran seine Produktion wieder nennenswert steigern kann, falls die USA die Sanktionen gegen die Islamische Republik im Falle einer Rückkehr zum Atomabkommen aufheben. Zwischenfälle wie jener an der Atomanlage Natans, zu dem es am Wochenende kam, sowie die Reaktion Irans darauf, könnten jedoch auch Einfluss auf die Gespräche nehmen.
Quellmaterial: Futures-Services Mineralöldienst
12.4.2021