Am 5. Februar haben neue Sanktionen der EU gegen Russland zu greifen begonnen. Ab diesem Datum darf kein raffiniertes Öl, also weder Benzin noch Diesel, mehr importiert werden. Da die Ersatzbeschaffungen eher teuer sind, müssen auch Konsumenten mittelfristig mit steigenden Preisen rechnen. Laut allgemeinem Verständnis steht der Westen vor logistischen Herausforderungen, aber keinem Versorgungsproblem.
Das Embargo wird aus Sicht der Analysten die weltweiten Handelsströme stören, und es könnte Moskau mehr schaden als das seit Dezember bestehende Embargo für Rohöl. Obwohl die westlichen Sanktionen Russland dazu zwingen könnten, die Rohölproduktion und die Raffinerieproduktion zu drosseln, was die globale Versorgung weiter verknappen würde, gehen einige Analysten davon aus, dass das Verbot von Produkten letztlich kaum Auswirkungen auf die Gesamtverfügbarkeit haben dürfte. Indes hat der Direktor der Internationalen Energieagentur IEA, Fatih Birol davor gewarnt, dass die Nachfrage in China, dem weltweit größten Rohölimporteur und zweitgrößten Abnehmer von Flüssiggas, zum größten Unsicherheitsfaktor 2023 werden dürfte. Birol erwartet, dass der Aufschwung in China in diesem Jahr eine wichtige Triebkraft für die Ölpreise ist.
Europa hat sich an Produzenten in Asien, dem Nahen Osten und den Vereinigten Staaten gewandt, um seine Versorgungsquellen zu diversifizieren, aber die Verschiffung wird aufgrund der längeren Fahrtzeiten teurer sein. Im Moment ist das Angebot in Europa, das bislang in hohem Masse von russischen Dieselimporten abhängig war, noch ausreichend, da sich die Händler im Vorfeld der westlichen Beschränkungen eingedeckt haben.