Der Erdölmarkt scheint nach Einschätzung der Experten am Limit zu operieren. Die Möglichkeiten, die Förderung kurzfristig anzuheben, sind begrenzt. Allenfalls Saudi-Arabien und die Vereinten Arabischen Emirate könnten ihre Produktion wohl nennenswert anheben, doch diese befinden sich im Rahmen der OPEC+ in einem Produktionsbündnis mit Russland und werden dies eher nicht tun.
Für die Energiewirtschaft in Europa werden die Fragen zunehmend drängender, wie weit die Beteiligung an einem Energieembargo gegen Russland gehen kann. Vor allem die EU gerät in Zugzwang, nachdem die USA schon vor Wochen ein Energieembargo beschlossen haben. Der Einfuhrstopp für russische Kohle dürfte deshalb nur ein erster Schritt gewesen sein. Die Frage ist nicht, ob weitere Sanktionen im Energiesektor kommen, sondern eher, wann. Dies kann den Äusserungen des EU-Ratspräsidenten Charles Michel vom 6. April entnommen werden. Der deutsche Finanzminister Christian Lindner äusserte sich klar gegen ein Gas-Embargo, hingegen könnte ein Öl-Embargo zunehmend auf Akzeptanz stossen.
Wie erwartet hält die OPEC+ ihre Strategie der Produktionsförderung bei und wird im Mai die Quote um nur geringfügig mehr als 0,4 Mio. Fass pro Tag steigern. Die OPEC+ wird die entstandenen Versorgungsengpässe somit nicht verringern, was angesichts der Beteiligung Russlands in der Gruppe wenig verwundert. Schätzungen zu Folge werden momentan etwa 2 Millionen Fass pro Tag russischen Öls vom Markt genommen. Aus Sicht der OPEC+ gibt es kein Versorgungs-, sondern ein Verteilproblem.
Im Vergleich zum heute geltenden Gesetz sieht die neue Vorlage des CO2-Gesetzes einen Paradigmenwechsel beim Umgang mit biogenen Treibstoffen vor. An die Stelle der bisherigen Förderung der klimaschonenden Energieträger soll eine Verpflichtung zur Markteinführung kommen. Die im Verband Avenergy Suisse organisierten Treibstoffimporteure lehnen diesen Paradigmenwechsel ab und weisen auf die Kostenfolgen hin.
Die Ölbörsen schauen auf eine volatile Woche zurück. Nach wie vor bleibt die Krise um Russlands Krieg in der Ukraine das dominierende Thema. Die sich daraus ergebende Angebotsverknappung sowie die massiven Unsicherheiten aufgrund der geopolitischen Lage sorgen für hohe Preise, aber auch für hohe Schwankungen an den Börsen.